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12.09.2007

RAI-Homcare Einführung in der SPITEX BÜRGLEN

SPITEX BÜRGLEN hat auf RAI-Homecare umgestellt. Betriebsleiterin Marianne Hubschmid erzählt, warum und wie diese Umstellung erfolgt ist.

1. Wann und warum haben Sie RAI-HC eingeführt?
Mitte August 2005 haben wir, gleichzeitig mit Spitex Nidau, mit der Schulung von zwei Pflegefachfrauen begonnen. Die Schulungsblöcke liefen bis Ende Dezember 2005. Danach führten wir RAI-Homecare laufend ein und die beiden Pflegefachfrauen schulten ihrerseits bei uns intern zwei weitere Pflegefachfrauen sowie zwei gelernte Hauspflegerinnen. Im 2006 liessen wir die bisherige Bedarfsabklärung noch parallel zu RAI-HC laufen, am 1.1.2007 stellten wir dann definitiv auf RAI-Homecare um. Der Grund für die Einführung war unser Wunsch nach einer professionelleren, einheitlichen Abklärung, und RAI-Homecare ist vorläufig das einzige einheitliche Instrument auf dem Markt.

2. Gab es Schwierigkeiten?
Die grosse Herausforderung besteht in der Vielfältigkeit der verschiedenen Instrumente. Es herrscht keine Einheit, die Spitex Verbände verwenden verschiedene Bedarfmeldeformulare oder Formulare zur Einschätzung der Pflegesituation, und auch die Pflegedokumentation ist unterschiedlich. Dadurch werden Anpassungen sehr schwerfällig. Im neuen Update durch den RAI-Anbieter stehen beispielsweise noch die alten «Kriterien zur Einschätzung der Pflegesituation», was unsere Administration zusätzlich belastet. Hier wünschen wir uns eine enge Zusammenarbeit zwischen dem SPITEX Verband Kanton Bern und den Software-Anbietern, damit Informationen betreffend Formularanpassungen rasch weitergegeben werden und entsprechende Systemkonfigurationen laufend verfolgen können. Natürlich mussten wir sämtliche administrativen Abläufe an RAI-HC anpassen – was uns vorher nicht im vollen Umfang bewusst war. Der Aufwand für die Einführung darf auch nicht unterschätzt werden. Jetzt, nachdem das Ganze ein wenig eingependelt ist, geht die Abklärung zwar nicht schneller, aber professioneller vor sich.

3. Wie haben Sie die Probleme gelöst?
Für die Einführung bildeten wir eine Arbeitsgruppe, die nebst dem Thema «administrative Umsetzung» auch die «praktische Umsetzung» behandelte. RAI-Homecare ist zwar für alle KlientInnen gedacht, aber wenn wir jemandem nur zweimal pro Woche beim Duschen helfen, ist es unverhältnismässig, die volle Abklärung zu machen. Wir haben deshalb intern die Regelung getroffen, dass wir in stabilen, einfachen, wenig zeitaufwändigen Pflegesituationen nicht die ganze Abklärung, sondern nur Teile aus dem RAI-Katalog anwenden. Administrativ galt es, die Abläufe genau zu klären. Was wir vorher «einfach irgendwie» angepackt hatten, wird jetzt mit Prozessabläufen geregelt. Alles in allem hatte die Umstellung schon einen grossen Einfluss auf die Betriebsabläufe.
Wie wir inzwischen festgestellt haben, ist auch RAI-Homecare nicht lückenlos: Für die Abklärung im hauswirtschaftlichen Bereich beispielsweise sind im Formular keine Fragen zum gesundheitlichen Zustand des Klienten vorgesehen. Für die Betreuung ist es jedoch wichtig zu wissen, ob die Klientin/der Klient ein gesundheitliches Problem hat, ob er/sie z.B. seh-, hör- oder gehbehindert ist. Eine weitere Anfangshürde liegt in den nicht sehr Leserinnenfreundlich gestalteten Papieren.

4. Stand heute: Ist RAI-HC gut integriert, läuft es gut?
Nachdem wir RAI-Homecare nun eingeführt haben, sind noch einige Punkte zu optimieren. Wir wollten zuerst die RAI-Bedarfsabklärung einführen; die elektronische Pflegedokumentation folgt in einem nächsten Schritt. Deshalb müssen wir gegenwärtig alles manuell in die Pflegedokumentation übertragen. Bei Einführung der elektronischen Pflegedokumentation erfolgt ein automatischer Übertrag – diesen Schritt werden wir in der näheren Zukunft machen. Ein grosser Vorteil von RAI-Homecare besteht im automatischen Hinweis auf mögliche Defizite der KlientInnen. Wird beispielsweise «bettlägerig» und «inkontinent» ankreuzt, folgt sofort ein Hinweis auf «Dekubitus». Einige Pflegefachfrauen bedauern allerdings, dass sie mit dem neuen System keine Bedarfsabklärungen mehr machen können, da diese ausschliesslich von RAI- geschulten Mitarbeiterinnen vorgenommen werden. Bei allen Vor- und Nachteilen: Wir würden den Schritt wieder machen, die Abläufe sind klarer und die Abklärungen professioneller.

5. Haben Sie ein paar allgemeine Tipps für Organisationen, die sich überlegen, RAI-HC einzuführen?
Die Leitung sollte im Vorfeld die Verantwortlichkeiten festlegen sowie sich über die Schulung und Vorgehensweise im Klaren sein. Letzteres ist ausschlaggebend, da sich die Kompetenzen verlagern können. Ich empfehle daher, nicht alle Mitarbeiterinnen zu schulen, da dies nicht effizient wäre. Trotzdem müssen alle Mitarbeiterinnen mit dem Instrument vertraut sein, damit keine Wissens- und Informationslücken entstehen und die Pflegedokumentation weiterhin vollständig geführt wird. Ausserdem ist es wichtig, genug Zeit für praktische Rückmeldungen und deren Konsequenzen einzurechnen. Weitere Tipps und Hilfestellung bietet auch das Angebot der Hotline, welche wir sehr empfehlen können.

Am 5. November 2007 organisiert die SPITEX BÜRGLEN einen Erfahrungsaustausch für Organisationen, welche RAI-Homecare eingeführt haben. Der ERFA findet von 14.00 bis 16.00 Uhr im Spitexzentrum Bürglen, Bielstrasse 9, 2555 Brügg, statt. Wenn Sie interessiert sind, melden Sie sich bei Melanie Bütikofer, RAI-Verantwortliche, SPITEX BÜRGLEN, Bielstrasse 9, 2555 Brügg, Telefon 032 373 38 88, Fax 032 373 35 19, E-Mail: spitexbuerglen@bluewin.ch .

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