Spitex: Vom Verein zur Aktiengesellschaft
Der Verein ist die traditionelle und häufigste Rechtsform der öffentlichen Spitex-Organisationen in der Schweiz. Anfang Jahr haben drei Organisationen im Kanton Bern die alten Muster durchbrochen und sich zur Aktiengesellschaft zusammengeschlossen – die erste in der Bernischen Spitex-Landschaft.
Am 1. Januar 2010 haben sich die Spitex-Organisationen Meiringen, Innert dem Kirchet und Hasliberg zur SPITEX Oberhasli AG zusammengeschlossen. Mit der Gründung einer Aktiengesellschaft wagten die beteiligten Organisationen als erste im Kanton Bern den Schritt in eine neue Rechtsform. Gründe, die bewährte Form des Vereins zurückzulassen, sah der Präsident der SPITEX Oberhasli AG, Heinz Witschi, mehrere. Im Gegensatz zum Verein ist die AG im Obligationenrecht klar geregelt. Ausserdem würden die bisherigen drei Vereine als Fördervereine beibehalten und können so zum Beispiel weiterhin als Gefäss für Spenden dienen. Nicht zuletzt wären bei einem Zusammenschluss zu einem Verein bis zu 1000 Mitglieder zusammengekommen, was Entscheide schwierig macht und ein Unternehmen gefährdet. Bei der Aktiengesellschaft ist es die Generalversammlung, die entscheidet und diese ist aus den drei Aktionären – den ursprünglichen Vereinen - zusammengesetzt. Und schliesslich gilt für die Spitex, was auch für andere Unternehmen gilt: „In erster Linie sind wir ein Geschäft. Dann muss man schauen, dass es funktioniert.“ Das sahen die meisten Beteiligten so, weshalb die Konzeption und die Gründung der AG ohne grosse Widerstände vollzogen werden konnte. Einzig der emotionelle Aspekt stellte eine Herausforderung dar: „Eine Aktiengesellschaft hat den Geschmack nach Geschäft und Gewinn“, sagt Heinz Witschi, ein Geschmack der nicht zum Bild der Pflege passt. Als gemeinnützige AG strebt die SPITEX Oberhasli AG jedoch keinen Gewinn an. Gewinne fliessen in die Reserve der Gesellschaft und werden schliesslich wieder für soziale Zwecke ausgegeben.
Spürbar ist der Zusammenschluss vor allem für die Geschäftsleitungen der drei Organisationen aufgrund der zentralisierten Administration. Die Zusammensetzung der Teams an den einzelnen Stützpunkten und die Arbeitsabläufe haben sich jedoch nicht wesentlich verändert. Schon vor der Gründung der AG haben sich die drei Gemeinden bei Bedarf gegenseitig ausgeholfen. So haben die Klienten also weiterhin dieselben Ansprechpersonen.
Die Spitex-Landschaft verändert sich, Anforderungen an die Pflegenden wie auch der Konkurrenzdruck privater Spitex-Organisationen wachsen, was eine Bündelung der Kräfte und somit Fusionen der kleinen Organisationen mit sich bringt. Eine Änderung der Rechtsform drängt sich auf. Es ist denkbar, dass in Zukunft noch weitere Spitex-Organisationen dem eingeschlagenen Pfad der SPITEX Oberhasli AG folgen, und sich zu Aktiengesellschaften zusammenschliessen.