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09.12.2015

Verborgene Kinder und Jugendliche sichtbar machen

In der heutigen Gesundheitsversorgung sind pflegende Angehörige kaum noch wegzudenken. Dass aber auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Pflege- und Unterstützungsaufgaben übernehmen, ist in der Schweiz wenig bekannt. Mit dieser Thematik befasst sich das internationale SNF-Forschungsprojekt Young Carers & Young Adult Carers in Switzerland von Careum Forschung.

Dass in der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren tätig sind, ist noch kaum bekannt. In der Schweiz besteht zu ihrer Situation eine Forschungslücke. Es sind weder die Anzahl der pflegenden Kinder und Jugendlichen noch die Art und der Umfang ihrer Aufgaben sowie deren Auswirkungen auf sie bekannt. Mit standardisierten Instrumenten werden 3900 Schülerinnen und Schüler befragt, um Anzahl und Aufgaben pflegender Kinder und Jugendlicher quantitativ zu erheben. Im Rahmen eines landesweiten Online-Surveys wird das Bewusstsein von Fachpersonen aus dem Gesundheits- und dem Bildungsbereich zur Situation pflegender Kinder und junger Erwachsener untersucht. Mit semi-strukturierten qualitativen Interviews werden Kinder bzw. Jugendliche und ihre pflegebedürftigen Angehörigen in 20 Familien befragt, um die Ergebnisse aus den quantitativen Teilprojekten zu validieren. Das Projekt ordnet sich in enger Zusammenarbeit mit der University of Birmingham in die internationale Young Carers-Forschung ein.

Das Projekt beabsichtigt, verlässliche Daten zu Umfang und Charakteristik der Pflege- und Unterstützungsaufgaben zu gewinnen, die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der Schweiz übernehmen. Auf der Basis dieser quantitativen und qualitativen Ergebnisse werden Empfehlungen und konkrete Instrumente erarbeitet, um Fachpersonen darin zu unterstützen, die Zeichen der Pflege- und Unterstützungstätigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen und präventiv zu agieren oder behandelnd zu reagieren.

Studien belegen Spätfolgen, wenn Kinder und Jugendliche Pflegeaufgaben übernehmen. So können zum Beispiel schulische Beeinträchtigungen zu schlechteren Bildungschancen führen. In Grossbritannien, dem Ursprungsland der Young Carers-Forschung, ist aufgrund zahlreicher Projekte das Bewusstsein für die schwierige Situation pflegender Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener inzwischen gewachsen. Dadurch sind schulische Beeinträchtigungen rückläufig. Diese positive Entwicklung lässt die Annahme zu, dass Verbesserungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Pflege- und Unterstützungsaufgaben auch in der Schweiz möglich sind. Der Bundesrat konzentriert sich in seinem nationalen Aktionsplan „Unterstützung für betreuende und pflegende Angehörige“ vom 5. Dezember 2014 auf die Vereinbarkeit von Beruf und Pflegeaufgaben. Gleiches muss jedoch auch für Schule, Berufslehre und Studium gelten. Hier setzt das mehrjährige Forschungsprogramm unter der Leitung von Prof. FH Dr. iur. Agnes Leu an.

Weiterführende Informationen finden sich im Internet http://www.careum.ch/web/guest/youngcarers-2 und dem aktuellen Blog:http://blog.careum.ch/blog/familycare-2/

(Quelle: Careum, November 2015)

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